Getreu dem Motto “Wer aufgibt, hat schon verloren!” und meinem persönlichen Liebling “Man bereut nur die Dinge, die man nicht getan hat!” machten wir nach insgesamt fünf Tagen in verschiedenen Hotels in Norwegen und Schweden einen finalen Camping-Versuch rund um den Vänern in Schweden. Der Vänern ist er größte See Schwedens und sogar der drittgrößte Europas.
Von Göteborg ab in die Natur
Von Göteborg starteten wir morgens über die E45 in Richtung Karlstad um unser Glück mit dem Wetter auf die Probe zu stellen, da der (eine!) vorangegangene Tag mit nahezu karibischen +5°C meine Abenteuerlust wieder erweckt hatte. Aber mein Glück mit der Witterung stellte sich sofort wieder ein: In Göteborg starteten wir mit Schneeregen um in Vänersborg 30 cm Neuschnee zu genießen. Für Bosse ein wahrer Traum!! Aus meiner Sicht als Vorsitzender des Outdoor Komitees und Leiter des Resorts Kochen im Freien eher eine als zurück gelassen gedachte Herausforderung.
Wanderung voraus. Aus 10 mach 18!
Direkt folgten wir der Ausschilderung zum Wanderweg und gelangten nach Skidstugan unserem Ausgangspunkt. Hier starten insgesamt drei Trails in verschiedenen Längen: 6, 10 und 14 km. Im Hinblick auf den Schnee entschied ich mich für die rote und somit mittlere Runde von 10 km. Bosse tobte direkt los und raste durch den Schnee wie ein Bekloppter, mehrmals außer Sichtweite, was mich doch etwas erschreckte, aber er kam immer flott zurück gerannt, sobald er sich selbst als “ein wenig weit weg” einschätzte – Glück gehabt!! In Norwegen und Schweden herrscht übrigens Leinenzwang. Für uns kein Problem, da auf dem Trail kein Mensch außer uns war und Bosse die Schleppleine ja stets bei sich trug.
Der Weg windet sich munter durch den tiefen Wald und der knirschende Schnee unter uns verlieh der Wanderung ein ganz wunderbares Naturerlebnis-Feeling. Wie gesagt, es geht rechts rum, Hügel rauf, runter, über größere Lichtungen usw. bis man schließlich nach gut 5 km (es stehen immer wieder Schilder, wie weit man schon gelaufen ist) den Campingplatz Ursand erreicht. Leider sah ich eins der wegweisenden Routen-Schilder nicht, sodass wir von unserer 10 km abkamen und auf einem Pilgerpfad landeten und schätzungsweise 3 km in die entgegengesetzte Richtung liefen. Also zurück zum Ursand Campingplatz und neu suchen, wo es denn weiter geht und siehe da: aus der nun falschen Richtung kommend, stand da auch plötzlich die Hinweistafel. So beendeten wir die 10er Runde nach 18 km laut Google Fit. Der Hund war platt und auch ich reichlich froh endlich das rettende Auto wiederzusehen!!
Back on the road again – über Karlstadt nach Jönköpping
Bei trübem Himmel und müden Beinen setzten wir unsere Reise in Richtung Karlstad fort. Karlstad ist wohl die größte Stadt der Region, aber immer noch recht überschaubar, besonders das Zentrum sieht man sich locker in 30 Minuten zu Fuß an. Bemerkenswert fand ich allerdings, dass die Fußgängerzone beheizt zu sein scheint! Es lag nämlich kein Schneeflöckchen noch der entsprechende Matsch oder Streusalz. Cooles Gimmick für die Ladenbetreiber, wie ich finde.
Eine weitere Nacht im Camping Mobil
Nach einer kurzen, doch recht frischen Nacht im Camping Mobil folgten wir der Uferlinie Richtung Jönköpping. Mag es Einbildung oder Geschmacksache sein, aber mir gefiel das östliche Ufer des Vänern besser, vielleicht weil die Straße länger und direkter am Ufer entlang führt oder weil die Landschaft einfach noch etwas friedlicher wirkte. Der Verkehr jedoch war hier etwas turbulenter: Ein Wagen war wohl von der Straße abgekommen und hing blinkend an der Böschung im hohen Schnee fest, pflichtbewusst stoppten ich und mein Hintermann um ggf. zu helfen, aber es war niemand mehr an der Unfallstelle. Wurde wohl schon abgeholt, da wir auch auf der Straßen niemanden laufen sahen. Kurz daraufhin war die Straße durch die Polizei wohl wegen eines weiteren Unfalls gesperrt und wir mussten eine Umleitung über die kleinen Dörfer fahren. Hier und da eine wirklich enge und rutschige Angelegenheit – mir gefällt das ja! Wird man als Autofahrer mal endlich wieder gefordert:
Und natürlich sind das meine Socken! Wie würdet ihr sie denn zwischen den Wanderungen trocknen wollen, wenn nicht auf dem Armaturenbrett?
Willkommen in Jönköpping
Durchaus müde vom täglichen Wandern unterbrochen durch mehrere Stunden Autofahrt und anschließende, kühle Nächte mit meinem Travel Buddy Bosse im Auto gefolgt vom Frühstück bei meist Minusgraden kamen wir in Jönköpping, am Vättern gelegen, an. Ebenfalls, für schwedische Verhältnisse, eine größere Stadt mit einem netten Zentrum und einem Neubauviertel rund um den Hafen in einem bei Architekten in den letzten zehn Jahren wohl sehr beliebten Baustil, den wir immer noch aus Oslo und der Hafencity kennen. Am Anfang fand ich es noch cool und irgendwie witzig, aber wenn nun überall Viertel nach Schema F entstehen, ist es meiner Ansicht nach mehr als langweilig. Schade, dass eine gute Idee immer bis zum Erbrechen ausgelutscht werden muss. Stichwort ausgelutscht: Auch hier finden sich auf der 2006 fertiggestellten Brücke diverse Schlösser der Liebenden – muss das zunehmende Gewicht durch Altmetall-Ablagerungen eigentlich mittlerweile von den Statikern mit eingerechnet werden?
Ab nach Kopenhagen! Aber vorher Stop-Over in Helsingborg
Die letzte große Runde drehten wir durch Helsingborg. Hier kommen unter anderem einige Fährverbindungen an bzw. legen ab, ich wollte eigentlich auch die Fähre nach Dänemark nehmen, verabredete mich jedoch spontan mit meinem Kumpel Tibi in Kopenhagen, sodass ich mich für die Brücke entschied. Da war ich mir bzgl. aller Variablen sicher und konnte eine entsprechende Verabredung eingehen. Aber vorher erkundeten wir noch Helsingborg – tolle Stadt! Die Gebäude der Altstadt und die darüber tronende Burg bewirken ein tolles Flair, das uns auch im strömenden Regen erreichte. Scheint hier wohl öfter zu regnen, denn fast alle Hunde, denen wir begegneten trugen Regenmäntel und die dazugehörigen Herrchen bzw. Frauchen ebenfalls Gummistiefel und passendes Ölzeug. Helsingborg muss ich mir aber noch mal ansehen, der erste kurze Eindruck erweckte den Wunsch der Rückkehr!
Ein von Michael Jerry Lutz (@jerry1507) gepostetes Foto am
Wie schon beschrieben führte mich unser Weg zurück nach Hamburg über Malmö und Kopenhagen via der Öresund– und Storebælt-Brücke. Ein Weg der insgesamt neun Tage dauerte und 3.767 km lang war. Etwa halb so lang, wie der ursprünglich geplante Weg ans Nordkapp und zurück. Jetzt wo wir wieder zurück sind und auf den Tacho schauen, ist es natürlich doch schade, dass wir unterwegs abgebrochen haben. Aber mir war das Wetter in Nord-Norwegen für unsere gewählte Reiseart zu unsicher und mit Tageshöchstwerten von -10°C möchte ich mir die Nächte im Auto auch gar nicht erst ausmalen.
Es war ein toller Trip durch ein großes Stück Nordeuropa und wir waren wann und wo es ging draußen in der Natur.
Das Nordkapp steht weiterhin auf der Bucketlist und ich freue mich dieses Fleckchen bald zu erreichen. Dann jedoch in einer Kombination aus der alten und neuen Besatzung des Roadtrip-Mobils: Coco Collmann an der Karte, Bosse am Fressnapf und ich, naja, da wo ich doch immer bin: Auf den Nerven der Anderen … und natürlich am Steuer!
1 Kommentar
Vielen Dank für die schönen winterlichen Impressionen vom Vänern in Schweden! Ende Janaur war ich auch zwischen Göteborg und Karlstad unterwegs, allerdings mit der Bahn und es lag bedeutend weniger Schnee. Der kam allerdings im späteren Verlauf meiner Reise, die mich bis nach Nordfinnland in die Nähe des Inarisees brachte. Bis zum Nordkapp habe ich es aber nicht geschafft, das bleibt also wie bei dir weiterhin ein Ziel für die Zukunft. 😉